Google war für zwei Jahrzehnte der heilige Gral der Reichweitenstrategie: Wer sichtbar sein wollte, baute auf SEO, SERPs, Discover-Traffic. Doch im KI-Zeitalter verändert sich alles. Nutzer stellen Fragen an Chatbots – und erhalten Antworten, ohne eine Website zu besuchen. Publisher verlieren die Sichtbarkeit, auf die ihr Geschäftsmodell gebaut war.
Doch das Spiel ist nicht vorbei. Es ist ein anderes geworden.
Publisher müssen jetzt lernen, Reichweite neu zu definieren – weg vom Fremdvertrieb über Plattformen, hin zur eigenen Kontrolle. Dieser Artikel zeigt, wie eine moderne Distributionsstrategie im Jahr 2025 aussehen muss.

1. Warum Google nicht mehr der primäre Vertriebskanal ist
Verändertes Nutzerverhalten:
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- Fragen werden nicht mehr „gegoogelt“, sondern in KI-Systeme eingegeben (z. B. ChatGPT, Perplexity, Gemini).
- Ergebnisse kommen in Form von Antworten – ohne Klickpfad zur Quelle.
- Die Top-10-SERP ist keine Traffic-Garantie mehr.
Gleichzeitig:
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- Discover- und News-Traffic schwankt massiv, wird algorithmisch kuratiert
- Die KI-Modelle zapfen Inhalte an – ohne Kompensation, ohne Klicks
Fazit:
Google bleibt wichtig, aber nicht mehr zuverlässig. Wer sich einseitig darauf verlässt, verliert.
2. Paradigmenwechsel: Vom Pull-Traffic zum Push-Publisher
Die Zeiten des passiven „Gefundenwerdens“ sind vorbei. Jetzt gilt:
➡️ Wer Reichweite will, muss sie aktiv erzeugen.
Das bedeutet: Inhalte nicht nur veröffentlichen – sondern verteilen. Und das über Kanäle, die nicht von Drittplattformen dominiert werden.
3. Neue Distributionskanäle im Überblick
1. WebPush
💥 Direkt auf den Bildschirm des Nutzers – unabhängig von E-Mail oder SEO
✅ Hervorragend für Breaking News, Specials, Debatten
📉 Achtung: Performance hängt stark von Segmentierung und Taktung ab
2. Newsletter – das neue Homepage-Äquivalent
📬 Regelmäßige Beziehungspflege mit hoher Öffnungsrate
🧠 Ideal für kuratierte Inhalte, Meinung, Exklusives
👤 Personalisierte Newsletter performen besser als Massenmails
Tools: Substack, Sendinblue, Mailchimp, Revue (eingestellt), beehiiv
3. WhatsApp- & Telegram-Kanäle
📲 Besonders beliebt bei jüngeren Zielgruppen
🎯 Inhalte kommen „nebenbei“ in den Alltag
🧩 Plattformintegration in Paid-Kanäle möglich
4. Plattformjournalismus bewusst steuern
🌐 LinkedIn, X, Flipboard, Medium – Plattformen als Distributionspartner, nicht nur Reichweitengeber
💡 Nur Inhalte posten, die auf eigene Angebote zurückführen
🚧 Plattform-Aktivität ≠ Reichweitenstrategie. Sie ist ein Teil davon.
5. Mobile Apps & Notifications
📱 App-Nutzer sind besonders treu
🔔 Notifications sind aufmerksamkeitsstark
⚙️ Aufwand lohnt sich nur bei hoher Nutzerbasis oder Nischenpositionierung
6. Nischen-Communities und Content-Seeding
🧵 Reddit, Foren, Discord – oft unterschätzt, aber hoch relevant
📌 Content gezielt einbringen, Diskussion begleiten, Markenstimme etablieren
🗨️ Empfehlenswert besonders für Spezialthemen (Tech, Gaming, Nachhaltigkeit)
4. Redaktionelle Distributionsstrategie aufbauen
Was fehlt vielen Redaktionen:
✔️ Ein klarer Verteilplan pro Inhalt
✔️ Eine klare Zielgruppenidentität pro Kanal
✔️ Wiederverwendung (Repurposing) von Inhalten je nach Plattform-Logik
✔️ Monitoring über alle Kanäle hinweg (KPI-getrieben)
Empfohlene Struktur:
Inhaltstyp | Primärkanal | Verstärkung | Ziel |
Breaking News | WebPush, Telegram | Twitter/X, News-App | Schnellere Aufmerksamkeit |
Meinung/Analyse | Newsletter, LinkedIn | Medium, Clubmodell | Markenbindung |
Ratgeber / Guides | SEO, Reddit | Pinterest, TikTok Snippets | Longtail-Traffic |
Exklusivstories | Paywall + Newsletter | WebPush, Social | Lead-Gen / Paid |
5. Automatisierung und KI-gestützte Distribution
🎛️ Content-Distribution kann heute automatisiert erfolgen:
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- KI kann Headlines anpassen pro Kanal
- Tools wie Buffer, Later, StoryChief oder Echobox helfen bei kanaloptimierter Verteilung
- GPTs können Distributionspläne auf Basis von Themen und Zielgruppen erstellen
- A/B-Testing per Push-Kanal oder Social Media
Beispiel:
Ein investigativer Artikel erscheint als
– Artikel auf Website
– Deep Dive im Newsletter
– Zitat-Post auf LinkedIn
– Audio-Zusammenfassung im Podcast
– Debattenstarter auf Telegram
6. Reichweite ≠ Sichtbarkeit: Neue KPIs für Distributionsleistung
Vergiss Pageviews als alleinigen Erfolgswert.
Neue Metriken:
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- Owned Subscribers (Newsletter, App, Push)
- Engagement Rate (Kommentare, Shares, Antworten)
- Verweildauer in Formaten (Podcast, Longreads, Club-Inhalte)
- Konversionen in Leads oder Mitglieder
- Dialogqualität in Communitys oder Kommentaren
Wichtig: Nicht nur Reichweite – sondern Reichweite mit Rückkanal zählt.
Fazitkasten: Die neue Distributionsstrategie in 7 Schritten
1️⃣ Google nicht blind abschreiben – aber nicht mehr priorisieren
2️⃣ Push- statt Pull-Logik denken
3️⃣ Eigene Kanäle wie Newsletter & Push professionell aufbauen
4️⃣ Redaktionelle Inhalte verteilen wie ein Produktlaunch
5️⃣ Plattformen bewusst als Distributionsmittel einsetzen
6️⃣ Distributionsprozesse automatisieren, aber mit redaktioneller Kontrolle
7️⃣ Neue KPIs definieren – und Erfolg neu messen
Vorschau auf Teil 5 der Serie:
Von der Redaktion zur Produktabteilung – Warum Publisher jetzt wie Startups denken müssen
Interesse an einem Austausch zur Monetarisierung oder der Zukunft der Publishings?
Ich berate Publisher ihre Monetarisierung zu sichern und sich in der neuen Welt der KI neu aufzustellen.